- Forschungsvertrag für Wasserstoffzüge auf der Heidekrautbahn abgeschlossen
- Erstes Netz mit Wasserstoffzügen in den Ländern Brandenburg und Berlin
- Reaktivierung der Stammstrecke nach Wilhelmsruh, Verbesserte Angebote für den Norden Berlins
Die Länder Berlin und Brandenburg sowie die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) haben die Verhandlungen über den Forschungsvertrag für die Heidekrautbahn abgeschlossen. Das Besondere daran: erstmalig werden in der Hauptstadtregion Züge mit Wasserstoffantrieb zum Einsatz kommen. Als erster Schritt können nun die Betriebsvorbereitungen, insbesondere zum Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur, sowie die Fahrzeugbeschaffung starten. Davon profitieren wird auch das Projekt der Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn, das ein Teil des Infrastrukturprojekts i2030 ist, in dem die Länder Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) den Ausbau der Schieneninfrastruktur in der Hauptstadtregion vorantreiben. Die Betriebsaufnahme auf der Stammstrecke zwischen Basdorf und Wilhelmsruh ist zeitgleich mit der Inbetriebnahme der Wasserstofffahrzeuge auf der Heidekrautbahn für Ende 2024 vorgesehen.
DieReaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn zwischen Basdorf und Wilhelmsruh ist die erste von zwei Stufen, den Norden von Pankow und Teile des Märkischen Viertels sowie das Mühlenbecker Land besser an die Berliner Innenstadt anzubinden. Die Strecke verläuft durch Mühlenbeck, Schildow und am nördlichen Rand von Rosenthal entlang bis Wilhelmsruh an der S-Bahnlinie S1. Sie soll mit der Betriebsaufnahme im Jahr 2024 in dieser ersten Stufe täglich durchgehend (zwischen fünf und 23 Uhr) im Stundentakt bedient werden. Die zweite Stufe, eine Weiterführung der Strecke über Wilhelmsruh hinaus bis nach Berlin-Gesundbrunnen, wird im Rahmen des Infrastrukturprojektes i2030 weiter vorangetrieben. Zu diesem späteren Zeitpunkt ist auch eine Verdichtung des Angebots zu einem Halbstundentakt anvisiert. Die Länder Berlin und Brandenburg investieren gemeinsam in mehr Komfort und einen dichteren Takt sowie in eine umweltfreundlichere Antriebstechnologie auf der Heidekrautbahn (RB27).
Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin:
„Mit dem Wasserstoff-Forschungsprojekt auf der Heidekrautbahn gehen klimafreundliche Antriebe in den Praxistest. Ich bin gespannt auf die Erfahrungen und den Vergleich mit anderen Optionen wie einer Elektrifizierung der Strecke oder batteriebetriebenen Zügen, die auch bald in der Metropolregion fahren. Die Heidekrautbahn bis Wilhelmsruh, mit Anschluss ans Märkische Viertel, ist eine sehr wichtige Verbindung im Großprojekt i2030. Die Länder schaffen so attraktive Angebote auf der Schiene, um Menschen im Berufs- und auch im Ausflugsverkehr den Verzicht aufs eigene Auto zu ermöglichen.“
Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg:
„Wir entwickeln mit i2030 die Infrastruktur für ein zukunfts- und bedarfsorientiertes Angebot im Schienenverkehr weiter und bringen so die Verkehrswende in unserem Land voran. Mit dem Projektvertrag zur RB27 machen wir schon jetzt einen großen Sprung in die Zukunft. Wir gestalten hier bereits ab 2024 regionale Mobilität mit regionaler grüner Energie im regionalen Wirtschaftskreislauf. Mehr Nachhaltigkeit geht nicht. Denn emissionsfreie Antriebe mit grünem Wasserstoff sind ein wichtiger Baustein für klimafreundliche Mobilität. Mit den neuen Wasserstoffzügen auf der Heidekrautbahn starten wir ein Leuchtturmprojekt für Brandenburg, aber auch deutschlandweit.“
Daniel Kurth, Landrat des Landkreises Barnim:
„Gemeinsam mit dem Landkreis Uckermark sowie den engagierten und innovativen Unternehmen in unserer Region haben wir im vergangenen Jahr wegweisende Wasserstoffvorhaben auf den Weg gebracht. Im Barnim haben wir mit der Heidekrautbahn dabei eines der am weitesten vorangeschrittenen Projekte zur Etablierung einer Wasserstoffwirtschaft im schienengebundenen Personennahverkehr, im ÖPNV und beim schweren Lkw-Verkehr aufs Gleis gesetzt. Wir sind dankbar für die Rückendeckung, die wir sowohl vom Bund, vor allem aber auch auf Landesebene schon seit einigen Jahren beim Thema Wasserstoff erfahren. Dieses Bekenntnis ist eine notwendige Voraussetzung für die uns bevorstehenden Aufgaben beim Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, die beispielhaft im Bundesgebiet sein kann und wird.“
Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB):
„Dieser Forschungsvertrag ist für alle Beteiligten und besonders für die Fahrgäste ein absoluter Meilenstein! Für die Stammstrecke der Heidekrautbahn arbeiten wir eng mit den Ländern und der Niederbarnimer Eisenbahn AG zusammen und wollen eine bessere Schienenanbindung im nördlichen Berliner Umfeld jetzt schnellstmöglich verwirklichen. Die neue, attraktive Direktlinie von der nördlichen Siedlungsachse in die Berliner Innenstadt kommt vor allem den vielen Berufspendlerinnen und -pendler und dem Tourismus zugute. Dass dazu auch noch erstmalig in der Hauptstadtregion Züge mit Wasserstoffantrieb zum Einsatz kommen, ist das Sahnehäubchen dieses Projektes: Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Verkehrswende verzahnen sich hier konsequent. Die konzeptionelle und planerische Arbeit der letzten Jahre hat sich gelohnt! “
Detlef Bröcker, Geschäftsführer der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB):
„Wir sind glücklich Teil dieses besonderen Projekts sein zu dürfen und bedanken uns für das Vertrauen in die Niederbarnimer Eisenbahn bei der erneuten Vergabe des Verkehrsvertrages bis 2034. Das erweiterte Angebot sowie der Einsatz der neuen Wasserstoff-Fahrzeuge tragen zur ökologischen Verkehrswende bei. Eine moderne Fahrzeugausstattung erhöht zusätzlich die Attraktivität des SPNV in der Metropolregion.“
Neue Fahrzeuge
Sieben innovative Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb sollen auf dem Netz der Heidekrautbahn unterwegs sein. Die Beschaffung erfolgt im Rahmen einer EU weiten Ausschreibung. In jedem Zug stehen ca. 140 Sitzplätze zur Verfügung. Ausreichend Türen je Fahrzeugseite sorgen für einen zügigen Fahrgastwechsel, wobei das geräumige Mehrzweckabteil mit zwölf Fahrradstellplätzen zentral zwischen zwei dieser Türen angeordnet ist. Um sowohl dem starken Pendler- als auch Ausflugsverkehr Rechnung zu tragen, fahren die Züge bei besonderem Bedarf, also in den Spitzenzeiten und am Wochenende in Doppeltraktion. Die Ausstattungsmerkmale orientieren sich an den in den vergangenen Jahren im VBB etablierten Standards – Fahrgastinformation in Echtzeit, WLAN, Klimatisierung, Barrierefreiheit, Laufruhe.
Wasserstoffprojekt
Schon im letzten Jahr übergab der damalige Bundesverkehrsminister Scheuer feierlich die Förderbescheide des Forschungsprojektes für reinen Wasserstoffbetrieb auf der Heidekrautbahn. Das Vorhaben wird mit insgesamt 25 Millionen Euro aus dem Bundesverkehrsministerium gefördert, die an die drei Vorhabenträger ENERTRAG, Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) und Kreiswerke Barnim fließen. Koordiniert wird die Förderung von der NOW GmbH und vom Projektträger Jülich (PtJ).
Die drei bereits langjährig in der Region nördlich von Berlin engagierten Verbundpartner wollen mit dieser Unterstützung Maßstäbe im Aufbau einer regionalen Wasserstoffinfrastruktur und nachhaltiger Mobilität im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) setzen.
Dabei geht es vor allem um den Aufbau einer geschlossenen-regionalen Wasserstoffinfrastruktur. Neben der Beschaffung der Brennstoffzellen-Züge spielen der Aufbau eines Wasserstoffwerkes und der Bau der Tankanlagen eine entscheidende und tragende Rolle.
Der gesamte Zugbetrieb soll ausschließlich mit grüner Energie betrieben werden. Im Sinne der Synergiebildung ist eine sektorenübergreifende Kopplung mit der Kreiswirtschaft des Landkreises Barnim vorgesehen. Angestrebt wird eine Weiterverwertung des produzierten Wasserstoffs für Dienstleistungen des Landkreises wie beispielsweise für die Betankung der gesamten Entsorgungsfahrzeugflotte oder etwa Busse mit Brennstoffzellen.
So soll dieses Forschungsprojekt zur Kostenreduktion der gesamten Wertschöpfungskette von der (grünen) Energieerzeugung bis zum endgültigen Verbrauch beitragen. Die Umstellung von Diesel auf Wasserstoff, der vollständig aus regenerativ und regional erzeugtem Strom gewonnen wird, entspricht einer CO2-Reduzierung um jährlich drei Millionen Kilogramm und einer Einsparung von 1,1 Millionen Litern Dieselkraftstoff.